Einmal ist keinmal, zweimal schon kein Zufall mehr

… bei dreimal beginnt (möglicherweise) die Tradition

Schon zum dritten Mal erzählt Schauspieler und Sprecher Tino Leo die Nibelungensage vor der Jahrgangsstufe 6 der Edith-Stein-Schule.

Schon im letzten Jahr waren die Schüler nicht nur über die kurzweilige Unterbrechung des Unterrichtes erfreut, sondern  vor allem sehr überrascht, wie der aus Mainz stammende Mime die komplexe Geschichte um Ruhmsucht, Liebe, Betrug und Verrat in einer eigenwilligen, aber fachlich wasserdichten Interpretation auf die Bühne brachte.  Auch dieses Jahr ist es wieder so weit: Am 12. Februar findet sich der komplette Jahrgang 6 im Gymnastikraum der Schule ein, um zu erleben, wie ein Mann sage und schreibe 13 Charaktere mit minimalen technischen, aber gewaltigen darstellerischen Mitteln lebendig werden lässt. Das Ein-Personen-Stück (oder sollte man sagen: 13-Personen-Stück) erzählt die Siegfried-Handlung des Nibelungenliedes bis zum Tod des Helden. Der zweite Teil wird wegen seiner weniger dramatischen Struktur, aber auch weil die Aufführung zur selbstständigen Weiterbeschäftigung anregen soll, bewusst ausgespart.

Zur Visualisierung der zahlreichen Personen dienen einige Flipchartblätter mit rasch hingeworfenen Zeichnungen der Hauptfiguren, die Zeichenrolle wird zum Balmung und der Kapuzenpulli zur Tarnkappe. Mehr braucht der Vollblutschauspieler nicht, um sowohl die Femme fatale der Geschichte, Brünhild, die süße Kriemhild, den soften Gunther, den grimmigen Hagen und natürlich den „siegreichen Siegfried“ und andere mehr zum Leben zu erwecken.  Trotzdem verstehen die Schülerinnen und Schüler vollkommen, worum es in der Geschichte geht, nämlich „um den ersten Teil der Nibelungensage, in der Siegfried den Drachen sowie die Brüder Nibelung und Schibelung besiegt , dafür sorgt, dass Gunther, der König von Burgundenland, die Königin von Isenstein, heiratet und er selbst die Schwester des Königs, Kriemhild,“ bekommt. „Und letztendlich, wie Siegfried von Hagen von Tronje, dem Onkel von Gunther (…) getötet wird“, wie Paul Bihn aus der 6a in seiner wenige Tage nach der Aufführung entstandenen Theaterk

ritik ausführt. „Die Nibelungensage wird mit vielen Charakteren (…) von Tino Leo deutlich, charakterstark und mit viel Witz nacherzählt. Er versetzt die Zuschauer in die Welt der Nibelungensage“, urteilt seine Klassenkameradin Maria Caspari in ihrem Text. „Tino Leo war ein Reporter, der die Nibelungensage mit einer Kamera verfolgte und wir waren die Zuschauer. Er war Siegfried Siegfried in der Schmiede und wir waren die Schmiedegesellen. Er hat es geschafft, dass wir auch Tage danach von ihm gesprochen haben.“

„Wir haben sicherlich nicht zum letzten Mal mit Herrn Leo zusammengearbeitet“, stellt der Schulleiter, Dr. Manfred Göbel, auf dessen Initiative die Veranstaltung ursprünglich zu Stande kam, in Aussicht. „Gerade wegen des regionalen Bezuges zu Südhessen, aber auch wegen der überragenden kulturhistorischen Bedeutung der mittelalterlichen Dichtung, sollten die Nibelungen auch heute noch Schülern nahe gebracht werden.“hmiede und wir waren die Schmiedegesellen. Er hat es geschafft, dass wir auch Tage danach von ihm gesprochen haben.“

(HA)