Schwerpunktthema:
Schulentwicklungsthema „Achtsamkeit“ an der Edith-Stein-Schule
Liebe Eltern,
liebe Schülerinnen und Schüler,
sechs Wochen sind seit den Osterferien bereits wieder ins Land gegangen, und obwohl wir in diesem Jahr kein Abitur abnehmen und Corona zwar Spuren hinterlassen hat aber keine direkten, Zeit bindenden Auswirkungen auf die tägliche Organisation mehr hat, passiert so viel, dass es wichtig ist, ab und zu inne zu halten, durch zu atmen und auf das zu schauen, was ist – was gut ist.
So gewinnen wir Kraft und Mut, uns um das zu kümmern, was weniger gelungen ist, was Unterstützung benötigt oder Verbesserung.
Nun bin ich schon mitten drin im Schwerpunktthema des heutigen Newsletters. Im letzten berichtete ich Ihnen unter anderem von den Schulentwicklungsthemen, die wir in diesem Schuljahr in den Blick genommen haben. Eines davon heißt „Achtsamkeit“ und weil am vergangenen Samstag hier an der Edith-Stein-Schule der 2. Tag der Achtsamkeit in Kooperation mit dem AVE-Institut und der Hochschule Darmstadt stattgefunden hat, möchte ich Ihnen einen genaueren Überblick über das geben, was wir „achtsames“ tun und warum wir dies tun.
Die Edith-Stein-Schule steht – sehr kurz gesagt – für zwei Dinge: Wir vermitteln eine breitangelegte, niveauvolle Bildung in einem aufmerksamen und zugewandten Umfeld, das sich am christlichen Menschenbild ausrichtet.

Gute Bildung zu bieten erfordert, immer wieder hinzusehen, was Kinder und Jugendliche brauchen. Damit erklärt sich, warum Achtsamkeit in Schulen (und Hochschulen) gehört. Wir nehmen wahr, dass junge Menschen sich zunehmend verlieren in diesem immer schneller werdenden Leben. Ablenkung über digitale „soziale“ Medien bis zur Betäubung, ein dem unfairen Vergleich mit fotoshop-optimierten Bildern Ausgesetztsein, ein als belastend empfundener Leistungs- und Erwartungsdruck, und dazu eine unübersichtliche Fülle an Möglichkeiten…Da stellt sich schon die Frage: Wo bin ich in dieser Weite, wo finde ich Halt, wo finde ich Ruhe?
Achtsamkeit bietet Kindern und Jugendlichen (und Erwachsenen) Fähigkeiten, zu sich selbst zu kommen, festen Grund unter den Füßen zu spüren und gestärkt und mutig durch das Leben zu gehen. Selbstwirksamkeit ist eine der wichtigsten Erfahrungen in der frühkindlichen Entwicklung. Dabei fußen die ersten positiven Erlebnisse von Selbstwirksamkeit mehr oder weniger auf „Schwarz-Weiß-Mustern“. Systeme wirken noch einfach und Ereignisse werden als „Aktion => (erwartetes) Ergebnis“ wahrgenommen. In der Pubertät erkennen die Heranwachsenden zunehmend die Komplexität der Zusammenhänge und begreift, dass es eine endlose Zahl von Graustufen (und Farben!) zwischen den extremen Schwarz und Weiß gibt. Damit einher geht jedoch oft der Zweifel, ob man selbst etwas bewirken kann, begleitet von einer gewissen Hilflosigkeit. Kein schönes Gefühl. In Achtsamkeitsübungen können Menschen die direkte Erfahrung machen, dass sie wirksam sind, in dem sie bei sich selbst im Kleinen anfangen. Das wiederum ist ein sehr schönes Gefühl.
Wenn aber junge Menschen befähigt sind, in sich Halt zu haben, werden sie gleichzeitig befähigt, sich zu öffnen für einen achtsamen Umgang mit anderen und mit der Umwelt.

Der Grund warum Achtsamkeit hier an die Edith-Stein-Schule gehört, ergibt sich von selbst: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist eine zentrale Aufforderung unseres christlichen Glaubens und immer mehr Menschen scheitern am zweiten Teil, an der Voraussetzung. Mit sich selbst liebevoll und achtsam zu sein, mit sich im Reinen zu sein, ist der Ausgangspunkt, anderen Menschen in Liebe zu begegnen.
Und schließlich ist uns aus vielen christlichen Ritualen und in Elementen der christlichen Lebensgestaltung das Prinzip der Achtsamkeit zutiefst vertraut. Achtet doch auch unser Herr und Gott zu jeder Zeit auf mich als sein geliebtes Kind. In diese Gewissheit hineinzuhorchen – ist eine Achtsamkeitsübung. Wir nennen sie nur anders, nämlich Gebet.
Der Begriff der „Achtsamkeit“ erlebt gerade einen wahren Hype. Dabei wird die Idee dahinter oft zweckentfremdet, instrumentalisiert und als Allheilmittel demjenigen empfohlen, der es wagt, auf die eigene Begrenztheit hinzuweisen. Deshalb mal in aller Kürze: Es geht nicht um Selbstoptimierung. Es geht nicht darum, noch leistungsfähiger zu werden. Es geht nicht um Steigerung der Effizienz.
Es geht in allen Punkten – um das Gegenteil: Menschliche Begrenztheit erleben und annehmen, Entschleunigen, bewusst Wertvolles tun und schätzen.
Was tun wir an der ESS?
Begonnen hatte alles bereits vor zwei Jahren in einer damaligen 8. Klasse, die als erste in einem Mini-Pilotprojekt vier Stunden Achtsamkeitsunterricht von einer externen Kollegin erhielt, ein Angebot, das durch eine Mutter in der Klasse vermittelt wurde.

Im letzten Jahr fand der 1. Tag der Achtsamkeit, damals auf dem Mediencampus der Hochschule Darmstadt in Dieburg statt. Dort entstand die Idee, diesen Tag als Angebot hier an die Edith-Stein-Schule zu holen.
Das beteiligte AVE-Institut wurde 2018 von Hanna und Dieter Paulmann gegründet. (https://ave-institut.de) und hat sich zum Ziel gesetzt, „dass Verbundenheit und Gemeinschaft in Schulen wieder wichtig sind. (…) Denn Achtsamkeit und Mitgefühl helfen uns zu verstehen und zu fühlen, wie sehr wir miteinander verbunden sind“ so die Gründerin Hanna Paulmann. Verbundenheit im Glauben und Gemeinschaft als Christen leben wir seit Jahrzehnten an der Edith-Stein-Schule und gestalten mit vielfältigen Elementen unser Schulleben danach. Auch deshalb fühlte ich mich besonders angesprochen und machte das Angebot, den 2. Tag der Achtsamkeit hier in der Schule auszurichten.
Bereits im Verlauf diesen Schuljahres haben wir aber schon einzelne Vorhaben und Angebote in unser Schulleben hineingeholt: So gab es in der Woche der Lehrer*innen-Gesundheit zwei Angebote aus diesem Bereich. Auch unsere Lehrkraft im Vorbereitungsdienst, Frau Macho, unterstützt mit ihrem Stimmbildungskurs für Lehrkräfte den Gedanken des achtsamen Umgangs mit sich (und dem eigenen Stimmvolumen).
In einer Arbeitsgruppe wurden Vorerfahrungen ausgetauscht, eine Einheit mit einer Achtsamkeitstrainerin absolviert und in einem engagierten Austausch Vor- und Nachteile, Chancen und Bedenken geteilt. In zwei Lerngruppen werden aktuell ganz konkret kleine Reihen zu den biologischen Hintergründen, den verschiedenen Aspekten und den positiven Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen durchgeführt, begleitet natürlich von vielen praktischen Übungen.
Und nun also am Samstag: der 2. Tag der Achtsamkeit hier bei uns an der Edith-Stein-Schule

Der thematische Fokus lag in diesem Jahr darauf „Selbstwirksamkeit und neue Gemeinschaft in Zeiten des Umbruchs“ zu initiieren und Impulse zu geben, diese gerade auch in Schule einzubringen und richtete sich damit neben den Lehrenden und Studierenden der Hochschule Darmstadt diesmal gezielt an Schulleitungen, Lehrkräfte und (eigentlich auch) Schüler*innen der höheren Klassen.
Auch wenn nicht alle Zielgruppen gleichermaßen vertreten waren, fand die Veranstaltung doch reges Interesse. Circa 150 Personen nutzten die ganz vielfältigen Angebote aus den Bereichen „Vortrag“, „Workshop“ und „Praxisübung“. In vier Zeitschienen konnte man jeweils aus mehreren Veranstaltungen wählen, so dass jede*r sich ein eigenes individuelles Programm zusammenstellen konnte, je nach Interessenlage und eigener Fragestellung.
Eingerahmt war dieser freiere Teil durch die Begrüßung und den Auftaktimpuls von Prof. Mike Sandbothe der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena, der neben einer Praxisübung den Blick weitete von dem ganz persönlichen, individuellen Zugewinn an Wohlbefinden hin zum achtsamen Dialog bis zum achtsamen Umgang mit unserer Umwelt, der Schöpfung also.
Am Ende des interessanten Tages kamen wir abschließend in der großen Halle zu einem letzten Austausch, der als besondere Dialogform zu zweit angeleitet wurde, zusammen.
Solchermaßen mit neuen Ideen und Inspirationen versehen, gilt es nun zu prüfen, welchen weiteren weg das Entwicklungsthema „Achtsamkeit“ für uns in der Schulgemeinde nehmen kann.
Und das noch in Kürze:
Wichtige Terminhinweise:
Am 15. Juni findet unsere 4. Gesamtkonferenz statt. Das Mittagessen und die Hauaufgabenbetreuung entfallen an diesem Tag, der Unterricht schließt nach der 7. Stunde.
Am 11. Juli findet wieder eine Bunte Bühne, organsiert von Frau Behrendt, statt. Weitere Informationen können die Kinder und Jugendlichen bei ihr erhalten.
Am 6. und 7. Mai konnte endlich nach dreimaliger Verschiebung und somit nach 8 (statt nach 5) Jahren wieder ein allgemeines Ehemaligentreffen stattfinden. Samstags besuchten uns ca. 800-900 Personen aus den Abiturjahrgängen bis 2012, am Sonntag kamen ca. 500 Personen aus den Jahrgängen ab 2013. Die große Freude, die an beiden Tagen intensiv spürbar war, war die schönste Belohnung für die gewaltige Organisations- und Planungsarbeit. Voller Begeisterung genossen alle bei wunderschönem Maiwetter das Wiedersehen, sich Umarmen zu können, ausgelassen zu lachen, zu reden und zu feiern.
Auch ca. 50 ehemalige Kolleginnen und Kollegen fanden sich am Samstag Abend zu einer eigenen Feier zusammen, nachdem sie hier im Schulgebäude ihren ehemaligen Schüler*innen begegnet waren.
Genauso sehnsüchtig erwartet wurde die Wiederbelebung der verschiedenen Austausch- und Bildungsfahrten nach Corona. Nachdem bereits im Januar die Studienfahrt nach Israel, dann im Februar das diesjährige Ski-Projekt der 8. Klassen stattgefunden hatte, waren mittlerweile unsere Austauschgruppen in Brescia, Italien und in Avila, Spanien. Lesen sie dazu unbedingt die Berichte auf der Homepage! Diese Woche schließlich waren Schüler*innen und Lehrkräfte unserer Partnerschule in Brünn, Tschechien bei uns zu Besuch, heute traten sie erst die Heimfahrt an. Der Gegenbesuch erfolgt dann im September.
Aber nicht, dass Sie denken, wir fahren nur in die weite Welt: Ihre Kinder arbeiten auch mit großem Engagement im Unterricht mit, schreiben Klausuren, Klassenarbeiten und Lernkontrollen und – ja, das auch – sehnen die großen Ferien herbei.

Bis dahin ist es noch ein gutes Stück, für das ich uns allen, den Lehrkräften wie den Schüler*innen viel Freude, Kraft und Durchhaltevermögen wünsche!
Mit freundlichen Grüßen

Schulleiterin