Projekt „Theresienstadt“ – Tag 2

Heute Morgen hat der Tag mit Frühstück, um 8 gestartet. Neun Uhr hieß es für alle Abfahrt nach Prag mit Tom, dem Busfahrer. Nach einer knappen Stunde Fahrt sind wir angekommen und hatten circa eine halbe Stunde Zeit, um auf eine kurze Erkundungstour zu gehen.

Pünktlich um elf ging die Stadtführung mit Frau Dubcova los. Sie führte uns zu fünf unterschiedlichen Synagogen.

Zuerst haben wir uns mit der Maisel-Synagoge und den Grundstrukturen des Judentums befasst. In ihr wurde hauptsächlich die Zeit des Judentums von 1000 bis zu den josephinischen Reformen  thematisiert.

Danach sind wir weiter zur spanischen Synagoge gegangen. Diese vermittelt ein vollkommen anderes Gefühl, nicht nur ist sie prunkvoller und farbtechnisch um einiges dunkler, sondern auch ihr Inhalt ist es: in ihr wurde die Zeitspanne von den josephinischen Reformen bis zu der Zeit des Weltkrieges behandelt. Es gab viele Schriftstücke und Bilder von damals zu sehen, die vor allem die Vorurteile gegenüber Juden verdeutlicht haben und dass diese selbst kleinste Kindern schon erfahren haben. So gab es beispielsweise ein Kinderbuch zu sehen, in dem Juden – für Kinder „anschaulich“ – mit Giftpilzen verglichen wurden.

Im Anschluss sind wir zur Staronova-Synagoge gelaufen. Diese ist unterirdisch und relativ klein. Die Männer mussten eine Kippa tragen, da es noch immer ein orthodoxes Gebetshaus ist und nicht wie die anderen Synagogen zu einem Museum umfunktioniert wurde.

Die Klausen-Synagoge war unser nächstes Ziel. In ihr haben wir einen Einblick in die Gebrauchsgegenstände in jüdischen Haushalten bekommen, beispielsweise in die unterschiedlichen Gedecke, Requisiten der Tora, Hochzeitsausstattung und vieles mehr.

Das letzte Ziel war die Pinkas-Synagoge. Sie unterschied sich von den anderen Synagogen vor allem dadurch, dass eher die Einzelschicksale hervorgehoben wurden. Es war äußerst bedrückend, das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen so vor Augen geführt zu bekommen: denn die Wände dort sind nicht nur einfache Mauern, sondern auf sie sind in kleiner Schrift die Namen der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Böhmen geschrieben. Das wirklich Erschreckende ist jedoch, dass diese so große Menge an Namen nur einen winzigen Bruchteil aller tatsächlichen Opfer darstellen kann. Besonders nahetretend waren die Zeichnungen der Kinder über ihre traumatischen Erlebnisse, die im oberen Stockwerk auf uns warteten – Zeichnungen, in dunklen Farben, von ihrem Alltag im Ghetto, der Deportation… Erstaunlich war aber vor allem, dass nicht alle Zeichnungen diese traurige Realität widerspiegelten: es waren auch einige dabei, die zeigten, dass die Kinder trotz allem noch immer von einer Zukunft, häufig in Palästina, träumten.

Abschließend sind wir auf den jüdischen Friedhof gegangen. Nach unserer ereignisreichen Stadtführung hatten wir Freizeit. Viele von uns haben zu Mittag gegessen, unteranderem Trdelnik – typisch tschechische Baumstritzl.

Zu guter Letzt gab es einen Wettbewerb gegen die Lehrer, wer zuerst am Bus sei, den wir selbstverständlich mit großem Vorsprung gewonnen haben. Für uns hieß es Abschiednehmen von Prag, aber einen Prager haben wir als Souvenir mitgenommen.