Spendenaktion „Ein Licht sein für Julian und Jessica“ – Bericht aus Sicht der Schulleiterin

In der ersten Sommerferienwoche erreichte mich per Mail eine Nachricht einer ehemaligen Schülerin, Sandra Marinkovic, geborene Pamer, die an der Edith-Stein-Schule 1998 ihr Abitur abgelegt hatte. Sie berichtete davon, dass Bekannte von ihr, Julian und Jessica Kay, bei der Flutkatastrophe an der Ahr nicht nur ihr gesamtes Hab und Gut sondern auch die Eltern von Jessica verloren hatten. Julian ist ebenfalls Schüler unserer Schule gewesen, er machte 1995 sein Abitur. Sie fragte an, ob es möglich sei, eine Spendenaktion an der Edith-Stein-Schule zur Unterstützung der beiden zu initiieren, was ich gerne aufgriff – auch in Erinnerung daran, welche Spendenaktionen wir seinerzeit als Schülerinnen dieser Schule in regelmäßigen Abständen durchgeführt hatten.

Um der Spendenaktion für unsere aktuellen Schüler*innen unserer Schule ein Gesicht geben zu können, bat ich um Hintergrundinformationen. Allerdings war der Erlebnisbericht von Julian und Jessica Kay so berührend, dass ich in meinem Schreiben an unsere Schüler*innen eine deutlich reduzierte Form gewählt habe. Das Ausmaß der persönlichen Katastrophe durch den Verlust beider Eltern ist für Außenstehende nicht begreifbar.

Aus diesen Überlegungen entstand das Schreiben an die Schüler*innen, dass diese in der ersten Klassenleitungsstunde vorgelesen bekamen. In einer kurzen Durchsage wandte ich mich zusätzlich direkt an die Kinder und Jugendlichen.

In den vergangenen sechs Wochen haben unsere Schülerinnen und Schüler nun in verschiedenen Aktionen, wie zum Beispiel Verkauf von Obst, Muffins, Süßigkeiten-Tütchen, Getränken oder auch Spendenläufen insgesamt über 13.000 € gesammelt. Nach wie vor erreichen uns kleinere Einzelbeträge. Die Klassenleitungen unterstützten die Kinder und Jugendlichen bei der Planung und Organisation, sowie bei der Durchführung von Spendenläufen. Auch waren wir Lehrkräfte gute Kunden besonders bei den Muffin-Verkäufen. Einen außergewöhnlichen Beitrag leistete die Klasse 7e, deren Schülerinnen und Schüler allein über 3000 € sammelten!

Zum Zeitpunkt der Übergabe des symbolischen Schecks am Samstag, den 2. Oktober, persönlich an Julian und Jessica Kay hier an der Edith-Stein-Schule, hatten wir eine Summe von 12.500 € erreicht, die wir auf dem symbolischen Scheck vermerkten. Die Übergabe erfolgte durch zwei Vertreterinnen der besagten Klasse 7e und durch einen Vertreter des Schulsprecher*innen-Teams, Julius Albermann. Herr Dr. Godzierz und ich waren ebenfalls anwesend, J. Hütig von der Jahrbuch-AG machte Fotos und verfasste den Bericht für das Jahrbuch (auch auf der Homepage nachzulesen).

Julian und Jessica war anzumerken, dass das Ausmaß des Engagements und der Hilfsbereitschaft der Kinder und Jugendlichen beide zutiefst berührten und sprachlos machten. Aus den Erzählungen beider, mit welchen Schwierigkeiten und Tücken in der Wiederbeschaffung zum Beispiel persönlicher Dokumente aber auch der grundlegendsten Bedarfe des täglichen Lebens beide zu kämpfen haben, zusätzlich zu der außerordentlich belasteten Trauersituation, erschloss sich auch den anwesenden Schülerinnen und Schülern ein Eindruck des Ausmaßes der Katastrophe für jeden einzelnen Betroffenen.

Dennoch war die Begegnung mit beiden für die Schüler*innen und auch für uns aus der Schulleitung ein glücklicher Moment, da deutlich zu spüren war, dass hier etwas Gutes getan wurde. Dass so etwas möglich ist, zeigt, dass Werte wie Solidarität, Nächstenliebe und persönlicher Einsatz für andere von der Schulgemeinde mit Leben gefüllt werden. Neben den Schülerinnen und Schülern beteiligen sich auch Eltern, Großeltern und weiter entfernte Bekannte an der Aktion. So unterstützte auch die örtliche Sparkasse in Groß-Gerau die Aktion, in dem bei der Einzahlung keine Gebühren erhoben wurden. Auch die Darmstädter Sparkasse hatte Ihre Unterstützung in dieser Hinsicht zugesagt.

Julian Kay schrieb uns am 08.10.2021:

„Jessica und ich können immer noch nicht in Worte fassen, wie überwältigt wir von Ihrem Engagement und dem der Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien sind! 

Wenn man in der Nacht nicht dabei war, kann man sich kaum vorstellen welche Ängste wir ausstanden und wie viel Halt und Rückhalt wir durch eine solche Aktion erfahren. Wir sind Ihnen allen sehr dankbar! […] 

Wir möchten Ihnen auf diesem Weg auch noch einmal für den schönen Vormittag an der ESS danken. Es war für uns einer der schönsten Tage seit Langem. Wir haben uns auch sehr über die Karten und Briefe der Schülerinnen und Schüler gefreut. Bitte richten Sie unseren Dank und unsere Grüße an alle aus.“

Ich will mich diesem Dank von Herzen anschließen. Liebe Schülerinnen und Schüler, ihr seid großartig! Ich wünsche euch, dass ihr euch immer an diese gelungene Aktion erinnert – wie ihr ein Licht ward für zwei Menschen in Trauer und Not.

D. Krumpholz, Schulleiterin