Am 21. März hatte mein Jahrgang (Stufe 11) die einmalige Möglichkeit teil einer Zeitzeugenbegegnung zu sein. Thomas Raufeisen, Zeitzeuge, Buchautor und Referent hat sich für uns die Zeit genommen, um uns seine Geschichte zu erzählen, diese mit seinem Buch „Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion.“ zu unterstützen und mit uns ins Gespräch zu kommen.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Herr Holluba mit einem Zitat aus dem Film „Das Leben der Anderen“. Danach begann auch schon direkt die eigentliche Veranstaltung.
Es ging los mit einem Vortrag über allgemeine geschichtliche Fakten, Informationen über seine Person und sein Leben. Hierbei nahm er auf heutige Ereignisse Bezug (z.B. Russland-Ukraine).
Danach erzählte er uns ausführlich über seine Lebensgeschichte und Vergangenheit mit Bezug auf die DDR. Dabei stützte er den Vortrag auf mehrere Szenen aus seinem Buch, die noch mehr verdeutlichten, wie er sich damals fühlte und alles wahrnahm.
Inhaltlich ging es um folgendes:
Herr Raufeisen lebte bis zu seinem 16. Lebensjahr mit seiner Familie in der BRD. Doch dann bekamen sie die Nachricht, dass sein Großvater, der in der DDR lebte, im Sterben liege. Die Familie machte sich sofort auf den Weg, nach Berlin, um dort mit einem Visum in die DDR zu reisen. Doch alles lief anders, als sie in der DDR bei einem Ehepaar unterkamen, die STASI auftauchte und sich herausstellte, dass sein Vater ein Spion der DDR war. Sie wurden gezwungen, in der DDR zu bleiben und nur der ältere Bruder von Herrn Raufeisen konnte direkt wieder in die BRD zurück, da er zu diesem Zeitpunkt schon volljährig war. Der Rest der Familie musste in der DDR bleiben. Nach einiger Zeit war auch der Vater davon überzeugt, dass sie zurückkehren sollten und sie schmiedete verschiedene Fluchtpläne, die sie im Endeffekt aber alle nicht ausführen konnten. Nach einiger Zeit wurden sie dann von der STASI verhaftet, nach Hohenschönhausen verschleppt und verhört. Nachdem sie einigen Monate in Untersuchungshaft waren, wurden sie dann aufgrund der Fluchtpläne verurteilt. Herr Raufeisen bekam 3 Jahre, seine Mutter 7 Jahre und sein Vater lebenslängliche Haft. Nach dieser Zeit durfte Herr Raufeisen nach 4 Wochen endlich wieder in die BDR zurückkehren. Seine Mutter folgte ihm später. Sein Vater starb noch in der Haft.
Während seiner Erzählungen verglich er vor allem im Bereich Schule die BRD und die DDR und ging viel auf sein Umfeld und Umgebung ein. Er teilte uns auch mit, wie es in seinem Leben weiterging, und wie sich sein Verhältnis zu seiner Familie gestaltete.
Um seine Erzählungen noch mehr zu unterstützen, brachte er uns zudem noch einen Ausschnitt aus seiner STASI-Akte mit und ein Sportgerät, welches im Sportunterricht in der DDR verwendet wurde (eine Handgranate ohne Zünder).
Danach beantwortete er noch einige unserer Fragen, bevor die Zeit leider schon vorbei war.
Für zukünftigen Begegnungen würden wir uns wünschen, dass der gesamte Vortrag etwas lebendiger vorgetragen/ und -gelesen wird und etwas mehr auf die Deutlichkeit beim Vortragen geachtet wird. Als letzten Punkt wäre ein wenig weniger Werbung für sein Buch angebracht gewesen.
Insgesamt kann man jedoch sagen, dass es eine sehr spannende Begegnung war, da man mal eine andere Sichtweise gehört hat und viel neues gelernt hat. Herr Raufeisen hatte eine angenehme, lockere Art und kam sehr sympathisch rüber, weswegen wir als Jahrgang eine Autorenbegegnung mit ihm nur empfehlen können.